4 Wochen im Herbst 2023 - 2. Woche

Reisebericht - Zweite Woche

 

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2. Oktober: Stobreĉ – Split – Braĉ (Supetar nach Sumartin)

102km / 1570hm

Klassischer Anfängerfehler: Ich habe die Platzmiete nicht gleich am Vorabend bezahlt und die Rezeption des Campings öffnet erst um 8 Uhr. Also zieht es sich, bis ich in Split ankomme und die Schläuche gekauft habe, sodass die 8:30 Fähre schon abgefahren ist, als ich am Hafen eintreffe. Und die Fähre um 9:30 nimmt keine Velos mit… Also Planänderung und die Fähre nach Supetar auf der Insel Braĉ gebucht. Auf der Insel habe ich mir einen Track mit ordentlich Höhenmetern zusammengestellt.

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Erste Höhenmeter auf dem Weg nach Split  
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  Fleissarbeit der Ahnen
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  Hafen von Pvlja
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Menu 1 ohne Suppe Sumartin

Bei der Ortschaft Sumartin, wo die Fähre nach Makarska anlegt, treffe ich auf Stefan und Claudia, und nach einem Bad im Meer und zwei Radler ergibt sich der Entscheid, auf der Insel zu übernachten, von selbst, da die letzte Fähre der Tages am späten Nachmittag abgefahren ist. Wir können kurzfristig ein weiteres Zimmer in der Pension der beiden organisieren und verbringen den recht kurzen Abend zusammen. Morgen müssen wir früh aus den Federn, weil die Fähre nach Makarska um 6:00 Uhr ablegt.

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Sumartin by night

 

3. Oktober: Makarska – Sveti Jure retour

65km / 1860hm

Am frühen Morgen setzen wir mit der Fähre nach Makarska über, ich lasse mir dort die Haare schneiden, und kann schon um 10:00 nach ein paar Warte-Cappucinos mein Appartement beziehen. Der Grund: Heute werde ich auf den Sveti Jure fahren, mit 1762m einer der höchsten Berge Kroatiens und wegen seiner langen und steilen Anfahrt zum hellen Kalkgipfel auch der «Mont Ventoux Kroatiens» genannt. Es folgt eine unglaublich eindrückliche, wilde Kurbelei über unzählige Serpentinen und, dem Gelände folgend, in wechselnder Steilheit bis zum Gipfel mit grandioser Aussicht. Ich bin selten etwas Schöneres gefahren. Auf dem Rückweg nehme ich zu Fuss den etwas tiefer gelegenen Aussichtspunkt «Voŝac» mit. Dies wäre auch ein schöner Übernachtungsplatz.

Den Nachmittag vergammle ich gemütlich im Appartment und gehe nach einer Pizza früh ins Bett.

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Erstes Frühstück auf der Fähre Im Hintergrund der Voŝac
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Im Hintergrund der Sveti Jure  
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  Tolle Strasse
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Steiler Schlussanstieg Happy
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1400m Tiefblick  
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Blick auf die obersten Serpentinen  

 

4. Oktober: Makarska – Ploĉe – Mostar

127km / 850hm

In gemütlicher Fahrt folge ich der Küstenstrasse zur Hafenstadt Ploĉe und biege dort ins Landesinnere, dem Fluss Neretva folgend, in Richtung Bosnien-Montenegro ab.

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Ploĉe  
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Die Neretva Der Coop Pronto Kroatiens

 Auf einem schönen Veloweg der Bahnlinie entlang erreiche ich, nach einem kleinen Zwischenstop mit Bad im kalten Fluss Neretva, die Stadt Mostar mit ihrer berühmten Brücke «Stari Most». Der Ort ist sehr eindrücklich, allerdings auch sehr touristisch, und ich bin fast ein bisschen erschlagen von den Menschenmassen. Später treffe ich wieder auf Stefan und Claudia und wir beziehen im gleichen Haus unsere Appartements, weil die Vermieterin der ursprünglich gebuchten Unterkunft nicht erreichbar war.

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Stari Most  

Abends gönnen wir uns die angeblich besten Cevapcici Mostars (naja), und gehen dann im Dunkeln nochmals zur jetzt deutlich ruhigeren Brücke.

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5. Oktober: Mostar – Gacko

97km / 1570hm

Der Tag beginnt mit einem ordentlichen Anstieg auf den Hausberg «Fortica», danach folgt eine wellige Hochebene, auf welcher ich prompt auf den einzigen auf der Strasse liegenden Stein fahre und den nächsten Platten kriege. Es hat erstaunlich wenig Verkehr und endlich wieder Berge!

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Ich geniesse die Landschaft und nach einigen Kilometern komme ich in die autonome «Republika Srpska». Hier sind die politischen Nachwehen der Kriege um Ex-Jugoslawien immer noch deutlich sichtbar. Mein Übernachtungsort Gacko entpuppt sich als trostloses Kaff mit offenem Braunkohleabbau und dazugehörigem, hässlichem Grosskraftwerk.

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  Muss man ausblenden können
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Interessante Geologie  
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Braunkohle-Tagebau Dreckschleuder

Mein Appartement für 12 Euro ist sehr einfach gehalten, mit Stockbetten, in welchen ich diagonal liegen muss, um Platz zu finden. Die Vermieterin ist freundlich und serviert zur Begrüssung salzigen Pie, selbstangebaute Fleischtomate und Bosnischen Kaffee. Verständigung ist nur per Google Translate möglich.

Geöffnete Restaurants gibt es heute keine in Gacko, dafür viele verrauchte Wettkneipen und Spelunken. Irgendwann finde ich eher zufällig eine Grillbude, welche mir für 2.50 EUR einen grossen Hamburger im Fladenbrot zubereitet. Somit muss ich wenigstens nicht hungrig ins Bett.

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Willkommensapero Gacko-Hamburger
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Für Erwachsene wenig geeignet  

 

6. Oktober: Gacko – Pluẑine – Zabljak

87km / 2470hm

Heute will ich über die grüne Grenze Montenegro erreichen. Anstatt aber vernünftigerweise den Strava-Pixeln zu folgen, nehme ich den laut OSM weniger steilen Fahrweg, welcher sich als gerölliger Rumpeltrack entpuppt, während ich auf der anderen Seite die frisch geteerte Strasse zur Passhöhe sehe… Mit längerem Schieben und vorsichtigem Fahren komme ich heil oben an und treffe zum Glück keine Grenzwärter. Somit ist der Weg frei zur Abfahrt auf der gut geteerten Strasse zum Stausee Pivko Jezero bei Pluẑine. Kurz machen mir ein paar dunkle Wolken Sorgen, aber es bleibt den ganzen Tag trocken.

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Liebe zum Detail Viel Verkehr
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  Ruppig und für 32mm mit Gepäck heikel
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Ende der Schiebepassage  
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Die letzten Meter zur Grenze (hinter dem Grashügel) Willkommen in Montenegro
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Stausee Pivsko Jezero  

 In Pluẑine verpflege ich mich und fahre zur eleganten Brücke über den Stausee. Auf einer Serpentinenstrasse mit in den Fels geschlagenen, unverputzten Kehrtunnels gewinne ich Höhenmeter und erreiche das Hochplateau, von welchem aus ich die Südroute durch den Durmitor-Nationalpark fahren kann. Nach einem bosnischen Kaffee in einer urigen Berghütte – den angebotenen Schnaps lehne ich dankend ab – mache ich mich auf den Weg und geniesse eine der schönsten Bergstrassen meines Lebens. Ich habe gefühlt alle paar Meter Fotostops gemacht und hinter jeder Kurve finden sich weitere tolle Ausblicke.

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  Abzweig nach Ẑabljak
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Kehrtunnel  
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  Bauernhäuser
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Heustöcke  
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Hochebene mit Agrarwirtschaft Beginn der Durmitor NP Südroute
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  Ciao zämme
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Jede Anbaumöglichkeit wird genutzt  
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Der Ŝtit mit seinen markanten Felsrippen  
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Links der Doppelgipfel Zupci / Sedlena Greda Die einsame Hochebene von Katun pod Plocu
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  Es geht nochmals hoch zum Pass Sedlo
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Es ist allerdings wegen der Höhe von gut 1900m und den Wolken recht kühl, und auf der Abfahrt nach Zabljak auf immer noch gut 1400m friere ich ordentlich. Zum Glück finde ich dort eine geöffnete Bäckerei, wo ich mich bei einem Cappucino und süssem Gebäck wieder aufwärmen kann. Der Kontakt der gebuchten Unterkunft ist nicht erreichbar, daher organisiere ich vor Ort ein Appartement, was problemlos gelingt. Zum Abendessen gibt es eine sehr spezielle Interpretation von Cordon Bleu mit haufenweise Reibkäse obendrauf. Ich glaube, jetzt bin ich so richtig im Balkan angekommen.

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En guete!

 

7. Oktober: Zabljak – Tara Canyon – Berane – Plav

161km / 1420hm

Am Morgen ist es saukalt, ich sehe Leute den Reif von den Autoscheiben kratzen. Die erste Stunde mit dem langen Downhill in den Tara Canyon zur berühmten Durdeviĉa-Brücke lässt mir die Zähne vor Kälte klappern. Unten setzte ich mich mit einem überzogen teuren, dafür schlechten Cappucino in die Sonne und wärme mich auf. Die Strasse durch die Schlucht (einer der tiefsten Canyons von Europa) ist super schön und es hat wenig Verkehr.

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Nebelgeister  
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  Der Tara Canyon
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Die Durdeviĉa-Brücke  
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Die Brücken von Mojkovac Mittlerweile mein Standard beim Mittagessen

Ab Mojkovac muss ich die viel befahrene Hauptstrasse nehmen, und später folgen immer wieder grosse Baustellen mit längeren Wartezeiten und viel Staub. Nur für mutige Asphalt-Cowboys zu empfehlen. Leider gibt es für eher strassenorientierte Velos in diesem Gebiet keine brauchbare Alternative, und Lust auf weitere Platten habe ich keine.

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Überall Werbung für Wettbüros  
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Eine Seite: Verlassene Strasse (neuer Tunnel nebenan) Andere Seite: Neuer Picknickplatz an ungeeigneter Stelle ohne Parkiermöglichkeit

Mein Tagesziel Plav liegt sehr schön an einem See, wirkt aber etwas trostlos. Die Vermieter des Appartements sind pingelig und distanziert. Wo ist die Gastfreundschaft und Freundlichkeit, welche dem Balkan nachgesagt wird? Das Abendessen beim «Swiss Döner» ist einfach nur gruusig. Aber morgen früh gehts in den Kosovo – neuer Tag, neues Glück!

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  Der See von Plav

 

8. Oktober: Plav – Qafa e Belegut Pass – Deçan - Junik

65km / 1480hm

Der Aufstieg zum Qafa e Belegut Pass (grüne Grenze) ist zwar ruppig und steil, aber in wunderschöner Landschaft. Unterwegs werde ich angehalten und muss einem Ranger gegen offiziellen Beleg 3 Euro Eintritt für den Nationalpark Proklektije bezahlen. Im oberen Teil mutiert die Strasse zu einem verwitterten Trail, welcher sich mit meinem Velo knapp und mit viel Geschick fahren lässt. Ich bin stolz, dass ich nie schieben oder absteigen muss. Auf der Passhöhe Qafa e Belegut 2200m treffe ich auf ein paar Einheimische, welche auf der breiten, ungeteerten Strasse vom Kosovo her hochgefahren sind.

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Innenstadt von Plav  
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Kurz vor der Passhöhe Blick in den Kosovo

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Es wurde in den vergangenen Jahren eine Verbindungsstrasse geplant, welche jedoch seitens Montenegros nie umgesetzt wurde. Umso bizarrer wirkt jetzt der Kontrast zwischen den beiden Seiten des Passes. Da keine Grenzwächter da sind, komme ich ungehindert weiter und versuche, ohne Defekt die ca 20km ungeteerte Strasse nach Deçan abzufahren, was mir trotz permanentem aus dem Sattel und grösster Vorsicht und langsamem Fahren nicht gelingt. Gefühlte 500m bevor der Teer anfängt, habe ich am Hinterrad einen Platten. Das gut 10kg ungefederte Mehrgewicht wegen des Gepäcks hinten am Velo ist bergab auf ungeteerten Strassen schon fast eine Garantie für Probleme. Den Berg hoch ist das weniger ein Problem, weil man das Velo quasi über die Hindernisse «ziehen» kann.

Die Strasse ist zwischendurch für einige hundert Meter perfekt ausgebaut, bevor sie wieder in Schotter oder alten Schlagloch-Teer übergeht. Kurz vor Deçan kommt ein KFOR-Kontrollposten, welcher sich erwartungsgemäss nicht für mich als Velofahrer interessiert.

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  Gravelpiste
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Das perfekt ausgebaute Teilstück KFOR-Kontrollposten
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Endlich unten! Deçan

Ich fahre bis Junik weiter, wo einer von zwei Campings im Kosovo liegt. Mit dem Inhaber führe ich spannende Gespräche über das Leben und die Politik in seinem Land.

Abends im Zelt denke ich über meine Weiterreise nach: Ein Ausflug nach Nord-Mazedonien ist wegen der damit verbundenen Höhenmeter, um zurück nach Nordalbanien (Valbonë und Komani-Stausee) zu kommen, zeitlich und auch anstrengungsmässig mit meinem Gepäck sehr aufwendig; ich schätze 4-5 Tagesreisen und dazu kommt die Fahrt auf Hauptverkehrsachsen, oder ich lasse Nordalbanien komplett aus. Ich setze meine Prioritäten auf Valbonë und den Komani-Stausee und Nord-Mazedonien darf mich ein andermal willkommen heissen. Danach schlafe ich beruhigt ein, allerdings bleibt mir die Erkenntnis nicht erspart, dass ich auf einem Mätteli im Zelt trotz mehrfachen Übens in den letzten Tagen einfach nicht wirklich gut schlafen kann.

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Auf dem Camping in Junik  

 

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