2015-07-26 Überschreitung Weissmies 4017m (Nordgrat - Südgrat)

Tourinfos

Tour: Hochtour
Gipfel: Weissmies 4017m
Datum der Tour: 26. Juli 2015
Schwierigkeit: ZS+ / IV
Wegpunkte: 
Aufstieg: 1300m
Abstieg: 2500m
Teilnehmer: Dominik, Olli

Bericht

Seit unserer Tour über den Lagginhorn Südgrat vor zwei Jahren schwirrt mir die Idee des Weissmies Nordgrats im Kopf herum. Er ist zweifellos die spannendste Variante des Aufstiegs an diesem eher als "Anfänger-Berg" bekannten Gipfel und lockt mit fast 2 Kilometern anregender Kletterei und einem schönen Firngrat im obersten Teil.

Wir fahren mit der Gondelbahn nach Kreuzboden und beziehen Zimmer in der Weissmieshütte. Danach brechen wir noch Richtung Jegihorn auf und klettern die Südkante. Nachdem ich letztes Jahr schon den von Filidor bezeicheten Einstieg nicht gefunden habe, wollte ich dieses Mal "ganz ganz genau" nachsehen. Aber nix da, das Topo ist schlichtweg falsch! Wir sind dann über ein Band zu dem Grasstück unterhalb von SL3 (4c) gequert und ab da ist alles in bester Ordnung und wir geniessen die Nachmittagssonne, das Klettern in den schweren Bergschuhen und den schönen Fels.

Zurück bei der Hütte gibts noch ein Panaché vor dem z'Nacht, welches leider von der ungeniessbaren Sorte war: Das Vegi-Menü bestand lediglich aus ein paar weichgekochten Papardelle mit so was Ähnlichem wie Fondue übergossen. Kein Salat, kein Gemüse - Nein danke!

Nach einer soweit ruhigen Nacht starten wir um 04:00 und betreten jenen unterhalb des Hohlaubgletschers rechts von den Schliffplatten. Unterdessen hat die Sommerhitze ihren Tribut gefordert und einige Stellen sind aper - Steigeisen sind Pflicht! Nach knapp 2h sind wir pünktlich zum Sonnenaufgang am Lagginjoch. Es lohnt sich absolut nicht am Morgen im Aufstieg zu stressen, denn der Fels ist ohne Sonne sehr kalt und ein bisschen Genuss auf der Tour wünscht man sich ja dann doch. Der Grat selbst ist im unteren Teil eher plattig, die Schlüsselstelle (Platte, 4a) wartet mit einigen ausgebrochenen Griffen und Schuppen auf, ist aber mit einer Sicherungsstange und ein ein-zwei Haken entschärft. Gefühlt war es dann aber doch etwas heftiger wie die offizielle Bewertung! Vielleicht sind wir aber auch einfach zu weit rechts geklettert... Danach im schönen auf und ab über und um eine Vielzahl von kleineren Gendarmen und Gratzacken. Teilweise ist die Routenwahl ziemlich flexibel. Das Ross als zweite Schlüsselstelle ist sehr luftig zu klettern aber dank ein paar Bohrhaken gut sicherbar. Danach wird das Gelände einfacher, bietet aber immer noch mehrere anregende kurze Klettereien und einige Distanz (mehr als Dani Silbernagels sehr gut gezeichnetes Topo einen erwarten liesse) bis man auf den Firngrat trifft. Auf jenem dann zum Gipfelaufschwung wo einen aktuell eine ordentlich grosse Spalte erwartet. Jene kann links an der Gratkante gut überschritten werden. Zu unserem grossen Erstaunen waren wir komplett allein auf dem Gipfel, da die ganzen Normalwegbegeher wegen des heiklen Gletschers schon längst wieder abgestiegen waren.

Für den Abstieg wählten wir den Südgrat, erstens um die "grosse Überschreitung" zu machen und zweitens, weil wir beide nicht gern über Gletscher gehen, schon gar nicht über einen wie am Weissmies, an einem sonnigen Nachmittag und in einer Zweierseilschaft. Zuerst gehts nochmals über einen Firngrat, und danach in Blockabkletterei (II) bis zu dem Firnfeld östlich des Grates auf welchem gut und schnell Höhenmeter vernichtet werden. Via Zwischenbergpass zur Almagellerhütte und weiter nach Saas Almagell.

Material:
Ein Satz Friends und Keile für den Nordgrat empfehlen sich, dazu noch Bandschlingen. Steigeisen und Pickel für die Gletscherbegehungen im Auf- wie Abstieg.

Zeiten:
2h bis Lagginjoch, 6-7h für den Grat je nach Können und Hetzbedürfnis. Abstieg Gipfel bis Saas Almagell 4-5h

Fazit:
Tolle und lange Grattour, welche mit dem Südgrat zu einer grandiosen Überschreitung gekoppelt werden kann. Abstieg allerdings lang und fast 2500hm! Das Beherrschen des 4. Klettergrads in Bergschuhen und grosser Höhe ist zwingend und Stürzen keine Option. Grosse Teile des Nordgrats können (und sollten!) am laufenden oder kurzen Seil gegangen werden. Der Grat ist grossteils Clean und muss selber abgesichert werden.

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