2020-08-16 Hochtour Tiefenstock 3516m

Tourinfos

Tour: Hochtour
Gipfel: Tiefenstock 3516m
Datum der Tour: 16. August 2020
Schwierigkeit: ZS (WS bei angepasster Routenwahl und Firn im Aufstiegscouloir zum Sattel / II-III
Wegpunkte: 
Aufstieg: 
Abstieg: 
Teilnehmer: Dominik, Olli

Bericht

Der zweite Tag unseres Bergwochenendes sollte eine einfache Hochtour mit Gletschergewackel und ein bisschen Kraxeln sein. Der Tiefenstock als unbekannter Nachbar des Galenstocks bot sich für diese Unternehmung perfekt an. Dass es dann etwas anders, nämlich deutlich spannender kam, liegt an der deutlichen Veränderung der Hochgebirgsbedingungen in den letzten Jahren.

Wir stiegen auf dem markierten Bergwanderweg in Richtung Albert Heim-Hütte auf und bogen bei der Alubrücke rechts des Bachs haltend zur Schwemmebene/Gletschervorfeld des Tiefengletschers ein. Auf grossen Steinblöcken ist in Jahreszahlen markiert, wie schnell sich der Gletscher zurückgezogen hat. Unser Topo aus dem Plaisir Alpin ist schon ein paar Jahre alt und zeigt zwei Zustiege auf den Gletscher an. Wir wählten den nähergelegenen über das Gletschervorfeld und mussten bald einmal feststellen, dass dort nur noch etwas Toteis, Geröll und eine plattige Steilstufe zu finden war. Was nun? Rechts über den sandigen Schutt und Eisblöcke lauerten oberhalb im Hang auch noch kühlschrankgrosse Felsblöcke, was mir viel zu riskant erschien. Also versuchten wir im linken Teil der Steilstufe in einem kleinen Felseinschnitt mit Klemmblock (von unten gut sichtbar) unser Glück. Unterhalb des Klemmblocks kann man nach rechts auf die Platten hochklettern und dort dann "süferli süferli" die verbleibenden Höhenmeter bis zum Abflachen des Geländes und Beginn des Gletschers überwinden. Daher gleich vorweg genommen: Der neue und einzige Normalweg geht über Pt 2765 und ist viel einfacher.

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 Ein erster Blick auf den Tiefenstock (rechts im Schatten)  Abfluss des Tiefengletschers
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Die Steilstufe (wir stehen auf dem Toteis des Tiefengletschers...) Blick zum Grossen Kamel
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Im Couloir der Steilstufe. Wir stiegen ca. Bildmitte nach rechts aus Tiefblick aus dem Couloir

 

Der Gletscher präsentierte sich uns aper und rauh mit eingeschlossenem Schutt, daher konnten wir problemlos mit den Bergschuhen weitergehen. Bis hinten im Talkessel zieht sich die Strecke, ist aber landschaftlich sehr eindrücklich und einsam. Zum Nördlichen Tiefensattel 3334m mussten wir etwas heikel zuerst auf dem blanken Eis und später auf gutem Trittfirn aufsteigen. Je nach Bedingungen muss man hier für ein paar wenige Höhenmeter die Steigeisen montieren. Der neu geschaffene Klettersteig kann abhängig von der Grösse des Bergschrunds einfacher oder ambitionierter erreicht werden und führt über viele Eisentritte ca 30hm auf ein erstes, schuttiges Band. Ohne Schneeauflage präsentiert sich der restliche Aufstieg als ziemlich wilder Geschirrladen. Zum Glück sind die diversen Stände und Sicherungsstangen seitlich versetzt, sonst gäbe es öfters einen Stein auf den Helm. Mehr als eine Seilschaft verträgt es hier nicht! Ein paar Schlingen oder ggfs sogar Friends sind je nach Wegwahl (Es hat stabilen Fels oben rechts, entspricht Klettern III) hilfreich aber nicht zwingend.

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 Weiter gehts auf dem aperen Tiefengletscher Mittelmoräne
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Der Nordliche Tiefensattel Steiler Zustieg zum Klettersteig
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Hier gehts hoch Und hier gehts runter...

 

Ab dem Sattel können in mehreren Varianten über blockiges Gelände die verbleibenden Höhenmeter bis zum Tiefenstock gewonnen werden. Leider hüllte sich der Gipfel in Wolken und erste Regentropfen fielen. Wir stiegen daher sofort wieder ab und eilten dem Sattel entgegen. Für den späteren Nachmittag waren Gewitter angekündigt und wir waren uns unsicher, ob sich der Zeitpunkt vorverschoben hat. Vom Sattel kann man gut abseilen, allerdings ist es mit einem 30m Seil teilweise etwas knapp. Von Stand zu Stand ist ein 40m zwingend nötig. Vorsicht vor Steinschlag beim Abziehen des Seils! Wegen der Länge unseres Seils kletterten wir den Klettersteig auch wieder ab, ansonsten wäre auch ein Abseilen möglich. Wieder auf dem Gletscher angelangt, montierten wir die Steigeisen und liefen in gutem Tempo hinunter. Diesmal nahmen wir die Route zum Pt 2765 (676.730 / 162.870) , welche mit einem grossen Steinmann markiert ist. Der weitere Abstieg ist, wenn man den Steinmännli folgt, recht abenteuerlich inkl ungesicherter Überquerung einer exponierten Platte. Vielleicht gibt es auch Alternativen. Leider ist im Umfeld von beliebten Hütten die Unsitte aufgekommen, an allen möglichen und unmöglichen Orten seine Steinhäufchen hinzubauen. Das konterkariert den ursprünglichen Zweck der sicheren Wegführung. Das eine oder andere solche Schandmal habe ich daher auch schon entfernen müssen...

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 Auf den letzten Metern zum Gipfel Der Rhonegletscher
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Gipfelfoto Olli im Abstieg
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Abseilen vom Sattel Schutt aus dem Couloir unterhalb des Sattels...
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Es ist recht steil Nicht mehr weit bis zum Bier :-)

Fazit

Eine tolle Hochtour auf einen unbekannten 3500er in den Urner Alpen. Bei Ausaperung im Zustieg zum Nördlichen Tiefensattel wird's schnell heikel, daher eher Juni als August für die Tour wählen. Die von uns gewählte Aufstiegsroute über die Steilstufe oberhalb des ehemaligen Gletschervorfelds kann gemacht werden, bedingt allerdings etwas Cojones und ist nicht absicherbar. Wir hatten trotzdem viel Spass und genossen den Tag!

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