2012-12-30 Ritacuba Blanco 5410m

Tourinfos

Tour: Hochtour
Gipfel: Ritacuba Blanco 5410
Datum der Tour: 30. Dezember 2012
Schwierigkeit: WS
Wegpunkte: 
Aufstieg: 1460m
Abstieg: 1460m
Teilnehmer: Dominik

Bericht

Als Abschluss unseres Trekkings im El Cocuy Nationalpark und gleichzeitigem Höhepunkt stand die Besteigung des Ritacuba Blanco 5410m auf dem Programm. Wegen Melanies Erkrankung und meiner Zahnentzündung verschob sich unser Zeitplan etwas und so blieb als letzte Möglichkeit der 30. Dezember für eine Schnellbegehung des Gipfels und anschliessender Busfahrt durch die Nacht zurück nach Bogota.

Die Besteigung des Ritacuba Blanco startet üblicherweise von den Cabañas Kanwara 3950m aus und führt in zwei Tagen auf den Gipfel. Dazu wird auf etwa 4700-4800m ein Zeltbiwak gemacht. Da ich doch recht fit bin und wir sowieso nur einen Tag hatten mussten wir also die Tourenplanung etwas modifizieren und Gilberto (unser Bergführer) legte die Abmarschzeit auf 02:00. Mein geplanter Erholungsschlaf fiel leider ins Wasser da der Kamin der Hütte defekt war und ich kaum Luft bekam. Irgendwann realisierte ich, dass nicht ich sondern der Kamin das Problem war und öffnete die Türe um Luft in die Hütte zu kriegen. Danach konnte ich wenigstens noch 2-3 Stunden halbwegs gut schlafen.

Um zwei Uhr ging es dann zuerst fast flach dem Bach entlang zum Bergfuss und ab dort dann über gut ausgetretene Pfade teils recht steil die Flanke des Ritacuba Blanco hoch. Ab ca. 4600m wich die Vegetation einer reinen Geröllwüste, wir kamen auf einen langgestreckten Gratrücken und auf 5000m kamen wir an den Rand des Gletschers wo wir in starkem Wind und Minustemperaturen unsere Steigeisen anzogen (mit steif gefrorenen Fingern nicht ganz einfach...) und uns einseilten. Gilberto brachte ein 30m Seil mit was für uns zwei natürlich mehr als genügend lang war und so konnte ich mal "Seilverkürzen" unter verschärften Bedingungen üben aber gekonnt ist gekonnt und selbst den abschliessenden Jelk vergass ich nicht :-)

Danach folgte eine lange Gletscherwackelei im relativ flachen Gelände. Der Sonnenaufgang war nicht ganz so spektakulär wie wir das aus den heimischen Alpen kennen aber schön ist er trotzdem und dank tropischem Speed war es auch ruck-zuck hell, der Sturm brach zusammen und ich konnte den Rest des Aufstiegs in angenehmeren Temperaturen geniessen. 

Kurz vor dem Gipfel stellt sich noch ein steiles Stück, welches Frontzackentechnik verlangt, in den Weg und dann kommt die berühmte Randspalte unterhalb des Gipfels über welche eine schmale Brücke verläuft (30cm) und nach 12:00 nicht mehr betreten werden sollte. Glücklicherweise war es erst kurz vor sieben Uhr und ich stand endlich (oder schon) auf dem Gipfel. Was für eine Aussicht! Wir hatten während des ganzen Trekkings schlechtes Wetter und jetzt endlich konnte ich wolkenfrei die wunderschöne Bergwelt der kolumbianischen Anden geniessen. Traurig, dass Melanie nicht dabei sein konnte!

Der Abstieg dann war eher ein Abrennen. Bei Tageslicht waren die wenigen Spalten gut erkennbar und so seilten wir uns aus und gingen zügig wieder den Gletscher herunter. Diesmal allerdings auf anderer Route länger auf dem Eis direkt durch die Flanke was im Abstieg sehr angenehm war. Lustigerweise findet sich kurz vor dem Ende des Eises, und damit dort, wo auch die Touristen hinkommen, eine kleine Spalte. Nicht sehr tief aber es reicht um sich, wenn es dumm läuft, das Bein zu brechen.

Danach ging es über plattige Felsen wieder ins Tal runter wobei wir teilweise eher im Laufschritt denn Wanderschritt unterwegs waren (Der Bergläufer in mir lässt grüssen!) und die entgegenkommenden Touristen sahen uns mit grossen und erstaunten Augen an und wunderten sich wie Menschen so schnell über Steinblöcke und Geröll hüpfen können. Danach folgten wir der kolumbianischen Suone (Ja, sowas gibt es dort auch) zu den Cabañas Kanwara wo ich mir erst mal eine wohlverdiente Cola reinzog und dann in der Sonne döste. Das Leben ist so schön!

Fazit:
Der Ritacuba Blanco ist eine recht einfache Hochtour und ausser Kondition und Anpassung an die Höhe sind keine besonderen Fähigkeiten benötigt. Der Schritt über die Spalte kurz vor dem Gipfel und die Frontzackentechnik fordern etwas Cojones aber die Führer sichern üblicherweise die Stellen gut ab, da die meisten Begeher eher nicht sonderlich alpin bewandt sind. Also kein Problem! Unsere Zeit von 7h brutto ist vermutlich eine der schnellsten die dieser Berg je gesehen hat und darf *keinesfalls* als Referenz für eigene Tourplanungen genommen werden!

Main Menu