Tourinfos
Tour: Hochtour
Gipfel: Petit Combin 3663m
Datum der Tour: 29. August 2021
Schwierigkeit: WS+ / II
Wegpunkte:
Teilnehmer: Dominik, Olli
Bericht
Das Ziel unserer ersten Hochtour im verregneten Sommer 2021 stand lange nicht fest, zu unklar war die Wettersituation. Es sollte aber nichts allzulanges und schwieriges sein, auch weil ich eine Woche vorher am Inferno Triathlon gefinished hatte. Relativ kurzfristig stiessen wir dann auf eine gute Wetterprognose im Unterwallis und dort sprang uns der Petit Combin 3663m ins Auge. Mit seinen fünf Graten würde er sicher eine schöne Möglichkeit zur Überschreitung bieten.
Mit dem Auto kann man in etwas über drei Stunden bis zur Cabane Brunet auf 2100m fahren und dann recht gemütlich auf dem WBW Bergweg in Richtung Col de Lâne an den Fuss des Petit Combin wandern. Auf ca 2700m gibt es diverse Seen und eine Schwemmebene, welche sich mit schönen und ebenen Flächen zum biwakieren anbieten. Wir stellten unsere Zelte auf eine kleine Insel in dieser Schwemmebene (bei stabiler Wetterprognose!) und genossen die warme Nachmittagssonne. Später wanderten wir zwecks Akklimatisation und Reko zum Col de Lâne 3034m. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir mit dem Filtern und Abkochen von Wasser und dem Abendessen. Ein kühler Wind und etwas Regen vertrieben uns aber schon bald ins Zelt und die Schlafsäcke.
Wir hatten den Wecker auf 5 Uhr gestellt, um pünktlich zum Sonnenaufgang gegen 7 Uhr am Grat zu sein. Dazu geht man über die diversen Schuttfelder und Moränen unterhalb des Glacier du Petit Combin in Richtung Pt 2765 und wechselt auf die Ostseite des Grats, wo man etwas unterhalb die ersten zwei Türme traversiert, um bei einem Grascouloir in morschem und moosigem Fels die Gratschneide zu erklimmen. Ab dann geht es in blockigem und meistens recht stabilem Gelände aufwärts. Der Zugang zum ersten Firnfeld ist anfänglich recht steil und wir wollten die Steigeisen noch im Rucksack lassen, daher nutzten etwas heikel wir die Schliffplatten linkerhand, bis sich das Gelände zurücklegt und wir in gutem Trittfirn den markanten Felskopf am Vereinigungspunkt der beiden Grate erreichten. Dieser Fels wird links (Süd) in der steilen Flanke umgangen. Kurz vor dem mit einer Stange markierten zweiten Aufschwung gibt es die Möglichkeit, bei einem Klemmblock den Grat zu erklettern, wie wir im Nachherein feststellen durften. Wir wählten jedoch in Unkenntnis des Weiterwegs die untere Alternative und mussten etwas heikel und ausgesetzt bis zu einem kleinen Couloir traversieren, von wo wir wieder den Grat erreichten. Weiter geht es im Blockgelände bis zum Beginn des schönen Firngrats unterhalb des Gipfels. Mit einer Steilheit von 45° und hartem Firn waren die Steigeisen obligatorisch. Schon nach kurzer Zeit erreichten wir den flachen Schneegipfel und erfreuten uns an der tollen Aussicht, vor allem auch ins Gebiet des Mont Blanc.
Für den Abstieg hatten wir den WNW-Grat zum Col de Lâne geplant. Dieses Gelände erwies sich aber mangels Firn als sehr instabil und der Wiederaufstieg zum Gratturm bei Pt 3506 sah äusserst brüchig aus. Wir diskutierten unsere Optionen und beschlossen, den langen Umweg auf der Normalroute über den Glacier de Corbassière auf uns zu nehmen. Dazu peilten wir zuerst die Scharte bei Pt 3565 an, welche in feinem Schutt und Wegspuren gut abgestiegen werden kann. Die erste grössere Spaltenzone beginnt auf ca 3250m. Dort trafen wir eine andere Zweierseilschaft und beschlossen, uns zwecks Risikoreduktion zu einer grossen Seilschaft zusammenzuhängen. Die Möglichkeit, über die obere Gletscherterrasse in Richtung Pt 3065 zu nehmen und dort in einem Schuttcouloir abzusteigen, wäre eine Option gewesen, welche wir in Anbetracht des Umkehrrisikos wieder verwarfen. Später von unten sahen wir, dass es durchaus möglich gewesen wäre, da selbst im Spätsommer noch genug Firn vorhanden ist und sich die Steilheit in Grenzen hält. So stiegen wir zum Glacier de Corbassière ab und hielten uns links auf der NW-Seite, wo wir einen Weg zwischen den zum Glück gut sichtbaren, teils riesigen Spalten fanden. Auf ca 2750m endet die Spaltenzone, wir seilten aus und verabschiedeten uns von den zwei französischsprachigen Kameraden. Der Weiterweg über den flachen und aperen Gletscher zog sich in die Länge und auf der Höhe der Panossière-Hütte (ca 2450m) wechselten wir in die Flanke der Moräne, um in der Nähe von Pt 2491 erstaunlich einfach den Moränenrücken zu erklettern. Jetzt hoch zum Col des Avouillons 2649 und auf der anderen Seite auf dem in der Karte noch teilweise eingezeichneten, ehemaligen Wanderweg in Richtung Pt 2439 absteigen. Auf der grossen Moräne stiegen wir wieder hoch und traversierten zum See bei 2662m und waren kurz danach zurück bei unseren Zelten. Wir packten speditiv unsere Sachen zusammen und begannen den Abstieg zum Auto, welches wir nach über 12h Tourlänge erreichten.
Fazit
Eine tolle Hochtour, welche durch den Abstieg über den Glacier de Corbassière allerdings sehr lang wird, vor allem, wenn man zurück zum Zelt muss. Vermutlich ist der WNW-Grat früher im Jahr deutlich besser zu begehen, wenn an den heiklen Stellen noch Firn liegt. Eine gewisse Toleranz gegenüber lockerem Fels ist Voraussetzung für diese Tour. Die Bewertung WS+ / II in der Führerliteratur für den NO-Grat finde ich korrekt.