Oder: die schmerzhafte Lernkurve eines Triathlon-Frischlings
Irgendwann letzten Herbst hab ich im Beisein von Dominik laut gesagt, dass ich ja - aus Spass - eine OD machen könnte. Will heissen, einen Triathlon über die sogenannte Olympische Distanz: 1.5km Schwimmen, 40 km Velo, 10 km Rennen (auf dieser Distanz hat Nicola Spirig 2012 in London wahrlich olympisches Gold gewonnen).
In 2014 hatte ich schon den kleinen Bantiger Triathlon gemacht, ein Spasswettkampf im Berner Oberland mit grandiosen 300m schwimmen (in einem 25m-Becken!) und ähnlich kurzem Velo und Lauf. Im LSVB Training lief ich ja schon regelmässig über 10km, Velo war sowieso weniger das Problem. Die einzig wirkliche Herausforderung waren somit die 1 1/2 km Schwimmen – idealerweise Kraul - im offenen Wasser, in einer einigermassen angemessenen Zeit. Dabei darf man mal nicht weiter beachten, dass man danach noch aufs Velo muss und rennen, was ja auch gar nicht fordert.
Egal, in meiner Euphorie, einen „richtigen“ Triathlon zu machen, schrieb ich mich ein für einen Erwachsenen-Schwimmkurs in der Schwimmschule Beider Basel .
Wöchentliches Training in einem 20m Schulschwimmbecken ergänzt durch mehr oder weniger regelmässiges Training mit Dominik, und natürlich seit April 1-2 mal pro Woche auf der 50m Bahn im Joggeli. Mit und ohne Neo, im beheizten oder naturbelassenen Becken. Dank Valerie's geduldigen Einheiten waren 1.5km im Neo irgendwann kein Problem mehr; auf der Bahn wie sich heraus stellen sollte.
Auf der Suche nach einem geeigneten Wettkampf stiess ich auf den Spiezathlon: Schwimmen im Thuner See, 40 km Velo mit Blick aufs Stockhorn, ein „Läufle“ am Seeufer entlang. Es klang ganz nach einer kleinen Veranstaltung, ohne kommerzielles Ausschlachten a la iM. Gerade richtig also als Einsteigerwettkampf.
Von meiner kleinen Operation am Sprunggelenk im Januar hatte ich mich ja gut erholt. In der Vorbereitung lief ich im Mai in Regensburg ein 10km Rennen, und nahm an verschiedenen Volks- und Short-Distance Tris teil (Wallisellen, Rheinfelden, Frauenfeld).
Mitte Juni war ich beruflich auf grund der Art Basel recht eingespannt und das Training kam etwas zu kurz, was mir Bedenken bereitete. Das letzte Lauftraining am Dienstag vor dem Wettkampf am 27. Juni lief jedoch gut und meine Zuversicht wuchs.
Bis Mittwoch, als ich mit Halsweh aufwachte, welches sich im Lauf des Tages und der folgenden Nacht zu Husten und Erkältung mit leichten Gliederschmerzen auswuchs. Oh oh. Pretuval sei Dank hatte es sich bis Freitag wieder auf den Stand Husten-Schnupfen zurück entwickelt und ich wollte es drauf ankommen lassen und starten.
Und ja. Ich war nervös. Hab schon die ganze Autofahrt nach Spiez ununterbrochen geredet und eine Stunde vor dem Start hyperventiliert.
Mein Ziel war finishen, und idealerweise nicht als letzte. Mir war jedoch auch klar, dass tendenziell das Niveau bei einer OD viel höher war als bei einer Short Distance, die durchschnittlich Trainierte noch mehr oder weniger aus dem Stand irgendwie hinbekommen.
Aber egal, auch Ironmen haben klein angefangen.
Die Wechselzone ist direkt im kleinen Hafen von Spiez gelegen, mein Platz war auch noch einfach zu finden da direkt an einem grossen Baum.
Warten auf das Öffnen der Wechselzone Ready to go
In den Wetsuit quetschte ich mich dann zeitnah zum Start und nach den letzten aufmunternden Worten von Dominik begab ich mich ins Wasser. Ich war dabei meinen ersten „richtigen“ Triathlon zu machen!!
Nachdem ich ja wirklich nicht zu den schnellen Schwimmern gehörte, und auch keine Ellenbogen und Fusstritte beim Start abbekommen wollte, ordnete ich mich hinten ein. Bei Gleichgesinnten, die auch nur Spass haben wollten.
Und dann ging's los... Mein Plan war ja schon gewesen, dass ich die 1 1/2 km durchweg kraulen würde. Was ich nur nicht bedacht hatte war, dass das mit der Orientierung im See nicht so einfach war. Ich war noch gar nicht aus dem Hafen raus, da war ich schon vom Kurs abgekommen (Dominik meinte später, ich sei im 90-Grad-Winkel „abgebogen“). Nachdem mir das auch kurz drauf noch zweimal passierte und ich zweimal Bekanntschaft mit dem Surfbrett eines der Helfer machte stieg ich dann doch auf einfaches und langweiliges Hausfrauen-Brustschwimmen um. Wirklich langsam als die Athleten um mich rum war ich dabei nicht.
Nach einer Ewigkeit war ich wieder zurück im Hafenbecken und endlich beim Ausstieg.
Mein Velo zu finden wäre auch ohne Orientierung am Baum recht einfach gewesen...soviele waren nun nicht mehr in der Wechselzone!
Wechsel aufs Velo
Raus, drauf und hoch den ersten Berg. Den Rythmus habe ich recht schnell gefunden und die Strecke war landschaftlich schön (Spiez-Gwatt-Reutingen-Oberstocken-Blumenstein und zurück), wenn auch etwas mehr coupiert als gedacht. Trotzdem konnte ich viel Auflieger fahren und den Ärger übers Schwimmen vergessen. Bei km25 nahm ich ein Gel, kombiniert mit dem, was ich noch im Bidon hatte: Iso. Kardinalsfehler, wie sich manch Leser wohl denken wird. Aber ohne Flüssigkeit geht's halt auch nicht.
Die letzten Kilometer von Gwatt zurück nach Spiez geht es stetig bergauf und ich war dann doch froh, dass ich nach 1h 30m wieder zurück in der Wechselzone war.
Der zweite Wechsel war zügig, aber ich spürte schon, dass mir nicht ganz gut war. Auch das Wasser an der Verpflegungsstelle war da nur noch Wasser auf den heissen Stein... Auch die Laufstrecke ging direkt erst mal nach oben. Die Belastung in Verbindung mit der nicht idealen Verpflegung verursachte mir Krämpfe. In meinem Bauch muss es zugegangen sein wie in einem Cocktailshaker.
Wechsel zum Laufen Die letzten Kilometer
Zwei Kilometer weiter und einem beherzten „getting-rid-of“ des Auslösers ging es langsam besser. Schneller wurde ich dadurch nicht, aber – auch wenn es dauerte – ich war auf dem Weg ins Ziel. Nach dem Wendepunkt kam mir auch noch ein Athlet entgegen, d.h. ich war quasi der Einäugige unter den Blinden und nicht ganz letzter. Dominik sprach mir an der letzten Verpflegungsstation Mut zu und Cola linderte meinen Unterzucker.
Erleichtert nach dem Rennen!!
Die letzten 4 Kilometer zogen sich, aber irgendwann, irgendwann, hörte ich die Musik und den Sprecher aus dem Zielbereich. Nach insgesamt 3:36.54 war ich im Ziel.
Müde, erleichtert, unter Freuden- und auch Erschöpfungstränen.
FINISHER!
Als Späteinsteiger in diesen Sport bin ich stolz auf meine Leistung.
Und habe sogar am gleichen Tag laut ausgesprochen, im Herbst einen zweiten Versuch zu starten :-)